Wie lesen Kinder Geschichten über Milchmänner? [Adventskalender]

Seit der ersten PISA-Studie (2000) herrscht in Deutschland ein hohes Bewusstsein für die Notwendigkeit, Kinder, Jugendliche und deren Eltern für das Lesen von Büchern zu begeistern und ihnen den richtigen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Bundesweite Kampagnen, in die viel Zeit und Geld investiert werden, schaffen dafür ein breites öffentliches Bewusstsein, bewirken oftmals aber nur zeitweiligen Erfolg. Ob damit tatsächlich die „Lese- und Buchfernen“ erreicht werden und sich nachhaltig begeistern lassen, bleibt ungewiss.

Mehr Chancen verspricht aus unserer Erfahrung daher eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen lokalem Buchhandel, Bibliotheken und nahe gelegenen Kindertagesstätten und Schulen, zumal in den Bildungseinrichtungen mit Gewissheit auch die „Lese- und Buchfernen“ erreicht werden. Wir erhoffen uns von der Buchbranche daher in der Zukunft langfristige, innovative und nachhaltige Projekte, die auf die lokale und regionale Infrastruktur des Buchhandels und der Bibliotheken zurückgreifen und Hand in Hand mit den örtlichen Bildungseinrichtungen sowie gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen erarbeitet werden.

Der Besuch einer Buchhandlung und einer Bibliothek beispielsweise kann in der engen Zusammenarbeit von Pädagoginnen/Pädagogen und Buchhändlerinnen/Buchhändlern zu einem Erlebnis werden, das nicht auf den Besuchstag begrenzt ist, sondern weit darüber hinaus Verknüpfungen schafft und Wirkung entfaltet. Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten die Bedürfnisse und Möglichkeiten des jeweils anderen kennen.

Die Klassenlektüre „Ein Pferd namens Milchmann“ findet man auch in der Bibliothek/Buchhandlung. Wo könnte sie wohl stehen? Und warum steht sie dort? Gibt es dazu auch einen Film? Oder ein Hörbuch? Dürfen die Kinder diese Medien ausleihen oder kaufen? Schon wird aus dem Bibliotheks- oder Buchhandlungsbesuch eine erlebnisreiche und aktive Führung, die sich in den Kontext der Schullektüre einbettet und deutlich länger in Erinnerung bleibt – die Bibliothekarin/der Bibliothekar bzw. die Buchhändlerin/der Buchhändler muss jedoch um diesen Anknüpfungspunkt wissen, wie auch die pädagogische Fachkraft wissen muss, auf welche Fragen sie mit den Kindern zusammen mit der oder dem Buchexperten eine Antwort suchen kann.

Diese Idee ist sicherlich nicht neu und wird gewiss auch schon so praktiziert, doch dürfte dies bisher noch die Ausnahme sein. Denn ein solcher Besuch muss sowohl seitens der pädagogischen Fachkräfte als auch seitens der Buchhandlungen und Bibliotheken sorgfältig vorbereitet werden. Dazu fehlen bis heute entsprechend aufbereitete Materialien und der konkrete Austausch untereinander. Wir wünschen uns daher von der Buchbranche ein stärkeres Zugehen auf die lokalen und regionalen Bildungseinrichtungen und – das darf man an dieser Stelle natürlich nicht vergessen: auch andersherum die Bereitschaft der Bildungsinstitutionen, bei der Lese- und Medienförderung enger mit der Buchbranche vor Ort zusammenzuarbeiten. Gemeinsam und für die Bedingungen vor Ort maßgeschneidert können so lokale und regionale Lese- und Medienförderung erfolgreich verankert und die Kinder und jungen Leute für das Abenteuer Buch und Medien nachhaltig begeistert werden.

Normann Stricker engagiert sich bereits seit seinem Studium zusammen mit Stefan Salamonsberger mit der Initiative „Abenteuer Buch“ für die Lese- und Medienförderung und kann inzwischen auf über ein halbes Jahrzehnt Erfahrung mit Kinder- und Jugendprojekten rund um das Medium Buch und dem Thema (Vor-)Lesen zurückblicken, u.a. als Projektmanager bei der Stiftung Lesen. Ab 2014 wird er zusammen mit Stefan Salamonsberger und einem Team von Experten freiberuflich Projektberatung, -konzeption und -management für die Buch-, Medien- und Bildungsbranche anbieten. Zu erreichen ist das Team schon jetzt per Mail unter mail[at]abenteuerbuch.com, über Xing unter normann.stricker oder über Facebook.

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